- Schönecken:
Schönecker
Lied
Frühgeschichte
und Römerzeit im Schönecker Raum:
Anwesenheit jung- steinzeitlicher Jäger, Sammler wahrscheinlich;
Wehranlagen (Altburg, Keltenring), Hügelgräber, Gräberfeld (Schalkenbusch)
aus Keltenzeit; Grabfunde, Siedlungsspuren aus spätrömischer Zeit;
wichtiger früh- geschichtlicher/römischer Ost-Westweg überquerte hier
Nimstal, (Verbindung Wegknotenpunkt Oberlauch mit Römerstraße
Trier-Köln im Raum
Weißenseifen). Die genaue Entstehung Schöneckens ist noch nicht genau
geklärt; 993 ein "Schöneck" im Zinsverzeichnis des Prümer Abtes
genannt; mit Aufstieg Abtei Prüm im frühen Mittelalter erlangte Raum
Schönecken weiter an Bedeutung (Verlagerung des Vekehrs von
der alten Römerstraße im Kyllwald westwärts über Seiwerath /
Schönecken durchs enge Nimstal; Verkehrssperre). Belehnung der Grafen
von Vianden als weltliche Schutzherren (Schutzvögte) der Abtei Prüm mit
abteilichem Besitz im Gebiet Schönecken, Auseinandersetzungen, Erstarken
der gräflichen Macht auf Kosten der Abtei, schließlich praktische
Besitzergreifung der Grafen in den belehnten Gebieten führte
im Mittelalter zur Herausbildung der Herrschaft Schönecken, dem
Bau der Burg und damit entscheidend zur Entwicklung und Ausbau des
Fleckens Schönecken.
Seit Burgbau bis Franzosenzeit Geschichte von Burg und Ort Schönecken auf
engste miteinander verknüft;(siehe unt.er 1.2). – Herrschaft
Schönecken war später Teil des Kurfürstentum Trier und bildete ein Amt
(Verwaltungshezirk; umfaßte Flecken Schönecken, Meiereien Dingdorf,
Plütscheid, Weinsheim und Zennerei Klein- langenfeld. (Schönecken
Hauptort kurtrierischen Amtes);
13.Jh. Schönecken Stadtrechte; 14.Jh. wird Stadtmauer genannt;
ursprünglich 14 Lehns-und Bürgerhäuser (Amtsmänner, Ritter, daneben
Handwerker und Bauern); Schönecken hatte ein Hochgericht (Galgen auf dem
Rattenherg);
Während der schlimmen Pestepidemie 1637 zerstört ein Brand (ausgelöst
durch Schuß eines Soldaten) den Ort, es begann eine schwere
Notzeit;
1794 - 1814 Franzosenzeit: Ende des kurfürstlich-trierischen Amtes
Schönecken; Schönecken 1798 Teil des Saardepartments im Arrondissement
Prüm, wird Mairie (Bürgermeisterei) unter französischer Verwaltung;
1802 vernichtet eine Brandkatastrophe weitgehend den Ort; Schönecken
1815 preußisch, kommt 1816 zum Kreis Prüm; gleichzeitig Sitz einer
Landbürgermeisterei (Schönecken, Wetteldorf, Nimsreuland, Seiwerath);
mit der Zusammenfassung der Landbügermeistereien entstand später der
Amtsbezirk (mit zuletzt 18 Gemeinden) und Amtsverwaltung Schönecken;
- um 1840 ca.1200 Einwohner und 224 Häuser;
- während des 2.
Weltkrieges wurde der Ort von Sept. bis Dez. 1944 und Feb. 1945 mit
Artillerie beschossen; 3.März 1945 Einnahme durch amerikanische
Truppen.
- 1960
freiwilliger Zusammenschluß Schönecken und Wetteldorf zu einer
Gemeinde (damals mit rund ca.1700 Einwohnern bevölkerungsmäßig
zweitgrößter Ort im Kreis Prüm); hieß zunächst Schönecken-
Wetteldorf, später nur noch Schönecken; im Wege der
Verwaltungsreform wurde 1970/71 der Amtsbezirk Schönecken aufgelöst;
Schönecken kam zur Verbandsgemeinde Prüm im neuen Kreis
Bitburg-Prüm.
- Neben
zahlreicher alter Bausubstanz besitzt der Flecken heute ein
ausgedehntes Neubaugebiet und Gewerbegebiet und erfüllt voll die
Funktion eines Unterzentrums für die umliegenden Ortschaften.
- Baumaßnahmen
der letzten Jahre: Neubau Vollbachbrücke (in alter, ursprünglicher
Form); neue Kanalisation, Klärwerk; neues Pfarrhaus; Umbau ehemaliger
Schule Wetteldorf zu Pfarrheim; Renovierung ehemaligen Amtsgebäudes;
Gestaltung, Ausbau Festplatz Hühnerbach und Busbahnhof.
2. Burg
zu Schönecken:
2.1.
Burganlage:
ca.120 m lange, max.60 m breite Anlage auf an Süd- West-, Nordseite
steilabfallendem Dolomitbergrücken; einziger Zugang von Osten, wo sich
Eingangstor, Zugbrücke, Burggraben befanden; Westteil der Burg
Wohnbereich, Ostteil (Vorburg) Wirtschaftsgebäude und Schloßkapelle;
umbaute Fläche ca.5500 qm.
Burg aus Dolomitgestein als Höhenburg an strategisch wichtiger Stelle
erbaut (Wege durch das enge Durchgangstal der Nims an dieser Stelle gut zu
kontrollieren).
Bauherren waren die Grafen von Vianden, die die Burg auf Gebiet der Abtei
Prüm und gegen deren Willen errichteten.
Erbauungszeit: allgemein angenommen 1.Hälfte 13.Jh.; doch spricht vieles
für eine Entstehung zumindest 100 Jahre früher (Vertrag von 1279/80
spricht von einer vor "undenklichen Zeiten" erbauten Burg;
Lagebezeichnung "Altburg").
Nach Aussterben der Grafen von Schönecken kommen Burg, Herrschaft
Schönecken durch Verkauf 1377 an Luxemburg; 1384 ebenfalls durch Verkauf
an den Kurfürsten, Erzbischof von Trier; dieser verpfändet Burg 1402 an
die Grafen von Virneburg, nahm sie dann ab 1480 bis 1794 in Besitz; Burg
diente dem Kurfürsten als Unterkunft bei Reisen; Bedeutung für dessen
Annexionsbestrebungen gegenüber der Abtei Prüm; zeitweise Sitz
kurfürstlicher Verwaltung (Amtmänner); 1415 legte Urkunde Rechte,
Pflichten der Burgmänner fest. Im 30-jährigen Krieg wird die Burg 1643
von Söldnern erobert;
Nach Ausbesserungen zu Beginn des 18.Jahrhunderts verlor die Burg mit den
Umwälzungen in der Franzosenzeit vollends ihre einstige Bedeutung; beim
Ortsbrand (1802) teilweise beschädigt versteigerten sie die Franzosen
1804 zum Abbruch; Steine, Holz, Dachschiefer wurden z.T. zum Wiederaufbau
des verbrannten Ortes verwandt. Preußen übernahm 1848 die Burgruine;
1906 umfassende Renovierung, Sicherung des Nochvorhandenen. Heute
Burgruine im Besitz von Rheinland-Pfalz stellt sie das Wahrzeichen
Schöneckens dar.
Erhalten ist noch heute: Die Umfassungsmauern, 2 Türme der Südmauer in
voller Höhe, 1 Turm mit halber Höhe; Rundbogen der Kapellenapsis;
Burgruine und anschließende Bergrücken bieten schöne Aussicht auf den
Ort und die Umgebung.
2.2.
Grafen von Schönecken:
stammen ab von den Grafen von Vianden;
- Graf Heinrich
(1264-1291): erkämpft sich gegen seinen Onkel Philipp von Vianden
sein zustehendes Erbe (Überfall, Belagerung Philipps auf Burg
Schönecken); durch Vergleich erhält Heinrich Burg und Herrschaft
Schönecken, Philipp behält Vianden: damit Abspaltung der Schönecker
Herren von Vianden; Heinrich nennt sich 1264 "Herr von
Schönecken" (Begründer des Schönecker Grafengeschlechtes).
Heinrich festigt die Herrschaft ( u.a.1270 in Lehnshoheit von
Luxemhurg) muß aber 1279/80 Abtei Prüm in Vertrag verschiedene alte
Rechte überlassen;
- Graf Gerhard
(1291-1317);
- Graf Hartard
1317 (?) - 1350; zunächst unter Vormundschaft): Ausbau der Herrschaft
durch Lehnsverhältnis mit Luxemburg, Kurfürstentum Trier; Aufnahme
niederer Grafen in eigenes Lehnsverhältnis; Erwerb Weinsheim,
Gondelsheim, Burg Ließem; Wiederaufbau der Burg zu Schwirzheim (Hartardstein
= Hartelstein).
Abstammung der
Schönecker Herrscher von den Grafen von Vianden, Rolle als
Schutzvögte der Abtei Prüm. Die umsichtige
Politik (Lehnwesen) ließen
sie zu angesehenem Grafengeschlecht der Eifel werden.
- Graf Gerhard
(1350-1355);
- Graf Johann
(1355-1370); mit ihm stirbt 1370 der Mannesstamm der Schönecker
Grafen aus; Ansprüche verschiedener Familienmitglieder (u.a.
Schwestern der Grafen) führen 1377 zum Verkauf von Burg und
Herrschaft Schönecken an die Luxemburger.
3. Burgkapelle
Schönecken:
Neben
Schloßkapelle (in der Burg) zweite Kapelle für Schönecken, Urkunden
öfters genannt "die Kapelle in Schönecken in dem Tale an dem
Berge";
- erbaut wohl im
15. Jh. unter den Burgherren von Virneburg; Meßstiftungen, Spenden,
Schenkungen der Adligen. Die Bürger des Ortes ließen die Kapelle
aufblühen; Kapelle
im Laufe der Jahrhunderte mehrmals in schlechtem Zustand, baufällig;
immer wieder restauriert und hergestellt;
- 18. Jh.
zahlreiche Meßspenden; Versuche der Loslösung von Wetteldorf;
Unabhängigkeit vom dortigen Pastor.
- Ende 18. Jh.
Kapelle zu klein, Beschluß zur Erweiterung (1790);
durch diese
Erweiterung, die sich infolge Französischer Revolution (Verweigerung
Fronarbeiten) hinzieht, erhält Kapelle weitgehend ihr heutiges
Aussehen:
Bruchsteinbau mit Schiff, Chor, Turm mit Turmuhr an der Westseite;
- 1887 wird
die Kapelle geschlossen, da die Decke baufällig ist; in den folgenden
Jahren Restaurierung und Ausbesserung; neue Decke und Verputz;
1891 wird die Kapelle dann neu eingewiehen;
- um 1965 ist die
Kapelle abermals im schlechten Zustand (von Bergseite ein- dringende
Nässe);
- Bemühungen um
Erhalt der Kapelle (u.a.1975 Trockenlegung, Ersatz nicht mehr
gangfähiger Turmuhr durch eine neue) führten 1977 auf Initiative des
Verkehrs- und Gewerbevereins mit allen Schönecker Vereinen zum 1.
Burgkapellenfest.. Seither jährlich mit großem Erfolg durchgeführt.
Der Erlös des Burgkapellenfestes dient u.a. der Unterhaltung,
Renovierung des Kirchleins (u.a. neue Glasfenster, restaurierter
Altar, Malerarbeiten);
- Restaurierung des Pestkreuzes auf dem Vorplatz der Burgkapelle
und Restaurierung der Sandsteinarbeiten in der Außenmauer der
Sakristei durch den Verkehrs- und Gewerbeverein.
- 1996 Umfangreiche Ausbesserungen am Außenputz;
die Burgkapelle
erhält einen neuen Anstrich.
- Burgkapelle u.a.
über lange, romantische Treppe vom Ort (Tal) aus zu erreichen.
- Patrone:
ursprünglich verschiedene Heilige; 1527 St. Anna Hauptpatronin; 1570
bis 1621 hieß Kapelle
"St. Anna"; 1685, 1712 und bis heute St. Antonius, der
Einsiedler, Hauptpatron.
- Altare: 1492
Weihe Altares zu Ehren St. Anna und St. Nikolaus; früher meist 4
Altäre; 1649, 1868 jeweils neuer Hochaltar; 1868 auch 2 neue
Seitenaltäre.
- Glocken: 1664
(Marienglocke?); neue Glocke 1815; 1949 erhält die Kapelle 2 neue
Glocken (Blasiusglocke, gestiftet von der Junggesellen-Sodalität und
Antoniusglocke, gestiftet von der Gemeinde).
4. Die
Schönecker Eierlage - oft kopiert nie erreicht:
4.1.
Alter und Entstehung:
Gehört zu
ältesten, weitgehend unverfälscht bis heute überlieferten Eierbräuchen
Deutschlands;
urkundlich belegbar (z.Zt.) bis 1764; Anfänge dürften aber bis ins
ausgehende Mittelalter (um 1500) zurückgehen (Urkunde 1764 spricht von
Eierlage "seit vielen Generationen").
Vermutliche Entstehung: Burgmannen hielten sich früher für Dienste,
Besorgungen junge Leute, sog. "Läufer"; jeder wollte den
besten, schnellsten Läufer haben; so wurden Wettspiele, Wetten
veranstaltet; diese Volksbelustigung wurde schließlich zu festem
Brauchtum.
4.2.
Junggesellen-Sodalität als heutiger Träger des Brauches.
Zusammenschluß Schönecker Junggesellen ab 16.Lebensjahr; bei Heirat
scheiden sie aus dem Verein aus. Name vermutlich hergeleitet von lat.
"sodalitas" (Tischgemeinschaft); im übertragenen Sinne etwa
"Tischgenosse".
Formal 1845 gegründet, doch reichen Traditionen (kirchliche
Bruderschaften) bis zum Mittelalter zurück. Althergebrachte Regeln,
Statuten bestimmen Ziele, Zusammenleben der Gemeinschaft, Aufnahme neuer
Mitglieder. Leitung haben der Hauptmann (Vorsitzender, trägt zur Eierlage
Zylinder, Frack mit roter Schärpe) und Brudermeister (trägt zur Eierlage
ebenfalls Zylinder und Frack, aber grüne Schärpe). Patron der Sodalität
St. Blasius, (Festtag wird am 3. Feb. begangen).
Neben Ausrichtung der Eierlage beteiligt sich Junggesellen-Sodalität auch
am übrigen weltlichen und kirchlichen Geschehen im Ort (Vereinsfeste,
Karneval, Sommerfest, kirchliche Feste u.a.).
weitere
Infos hier
4.3. Die
Eierlage am Ostermontag.
- gehört zu den
Höhepunkten der jährlichen Feste; Ort: Von-Hersel-Straße unterhalb
der Burgruine; lockt viele Besucher an.
- Palmsonntag
Eierlage an 2 Mitglieder (Paar) der Junggesellen-Sodalität
versteigert (Versteigerung abwärts); diese machen unter sich aus wer
Läufer und Raffer (Wettkampfteilnehmer) ist.
- Ostermontag-Morgen:
gemeinsamer Kirchgang aller Vereine, Bevölkerung mit Zug durch
Flecken, angeführt von Läufer und Raffer.
- Mittags auslegen
von 104 Eiern im Abstand ca. 67 cm in mit Sägemehl gefüllte
Straßenrinne;
geschieht unter Aufsicht von Hauptmann und Brudermeister; in der Zahl
104 soll sich mathematische Formel verbergen.
- Eigentlicher
Wettkampf: Raffer muß die 104 ausgelegten Eier einzeln aufheben und
in Korb am Ende der Auslegungsstrecke legen während der Läufer zum 4
km entfernten Ort Seiwerath (bis um 1840 Niederhersdorf) hin und
zurück laufen muß. Sieger ist wer seine Aufgabe zuerst erfüllt hat:
der Raffer, wenn er alle Eier in den Korb gebracht hat, ehe der
Läufer zurück ist; der Läufer wenn er zurück ist und noch nicht
alle Eier im Korb sind;
Dauer des eigentlichen Wettkampfes 30 - 40 Minuten.
Wettkampfbeginn und -ende mit Handschlag und Bruderkuß von Läufer
und Raffer (beide in traditioneller weißer Pagenkleidung und
Kopfbedeckung), Böllerschüssen und Musik;
- während des
Wettkampf sorgen Sodalen für Ordnung, der Musikverein für
Unterhaltung; Hauptmann und Brudermeister treten mit Frack und
Zylinder auf; der Sprecher informiert über den jeweiligen Stand im
Wettkampf.
- Nach Wettkampf
Siegerehrung vor dem Vereinslokal (seit 50er Jahren)
- 1. Sieger
erhält eine goldene Armbanduhr, 2. Sieger (denn es gibt hier keine
Verlierer, sondern nur einen unterlegenen) erhält ein goldenes
Feuerzeug sowie beide Akteure eine Urkunde vom Verein;
gleichzeitig Ehrung der Wettkampfteilnehmer vor 25 und 50
Jahren.
- Anschließend
Festzug mit Bevölkerung und Gästen zum Festzeltplatz wo mit großem
Volksfest (Musik, Tanz, Unterhaltung, Rummelplatz) weiter gefeiert,
wird.
- Brauchtumsmäßig-kulturelle
überragende Bedeutung der Eierlage liegt einerseits im hohen Alter,
Tradition, andererseits in der bis auf den heutigen Tag weitgehenden
Erhaltung, Unverfälschtheit des Brauches aus seinen Anfängen heraus.
Der Brauch hat Resonanz gefunden in Presse, Funk, Fernsehen und
überregionaler Brauchtumsliteratur.
Die Eierlage fand
in diesem Jahrhundert zahlreiche Nachahmungen mit z.T. abgeänderter Form.
Sie haben aber nicht Tradition, Atmosphäre und "Flair" des
Burgfleckens erreicht, sodaß der Ausspruch "oft kopiert - nie
erreicht" für die Schönecker Eierlage zutrifft.
weitere
Infos zur Eierlage
hier
Diese Seite
enthält Auszüge aus der Chronik des Sanitätsrats Dr. Schreiber
Bearbeitet von
Werner Tautges am 04.02.2000
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